Die Abschiebung

Die Abschiebung

Von der Idee zum Buch

Für das Jugendmagazin »elan« schrieb der Autor Klaus-Peter Wolf, wie die Idee für sein packendes Buch entstand
Eigentlich wollte ich mich an dem Abend vor der Friedensinitiative drücken. Ich war hundemüde und fühlte mich erschlagen. Ich fuhr trotzdem hin, ein bisschen aus Pflichtgefühl, ein bisschen aus Gewohnheit. Noch nie hatte ich meine ausländischen Freunde so freudestrahlend gesehen. Mahmut, der Kurde, erklärte mir, er müsste nicht mehr alle 14 Tage zur Ausländerpolizei, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, sondern nur noch alle acht Monate.
Stolz zeigte er mir das amtliche Dokument. Als ich den Text las, glaubte ich, für einen Moment in einen schlechten Film geraten zu sein. Mahmut, für dessen Anerkennung als Asylant wir seit Monaten kämpften, zog mit dieser Erklärung seinen Asylantrag zurück und versprach, binnen acht Monaten in seine Heimat zurückzufahren. Er wusste nicht, was er da unterschrieben hatte. Seinem Freund, dem Türken Demir, ging es genauso. Sie lieferten sich praktisch freiwillig den türkischen Behörden aus. Man hatte sie übel hereingelegt. Die Formulare gab es natürlich nicht in Türkisch. Die Asylanten waren gewohnt, bei ihren Besuchen auf der Ausländerpolizei etwas zu unterschreiben. Sie freuten sich, weil sie etwas von acht Monaten Aufenthalt hörten, und verzichteten ohne ihr Wissen auf alle ihnen zustehenden Rechte eines Asylverfahrens. Mit meinen Informationen gründeten Leute der Friedensinitiative ein Komitee zum Schutz der Asylanten. Wir machten ziemlich viel Wirbel. Sorgten für Presseberichte. Ich vergrub mich immer mehr in die Asylantenarbeit, besucht Prozesse, sprach mit Richtern, Anwälten und natürlich immer wieder den Betroffenen. Ich wollte meine Wut in eine Tat umsetzen. Ich schrieb den Roman: Die Abschiebung oder Wer tötete Mahmut Perver.

Klaus-Peter Wolf