Norman Mailer und Graham Greene
Es war 1987 in Moskau. Ich war ein junger Autor, aber es gab ein paar meiner Bücher schon in Russisch. Am Rande eines Kongresses traf ich an der Hotelbar den damals weltberühmten Schriftsteller Norman Mailer. Graham Greene war auch dabei. Mailer bezeichnete das Schreiben als große Plackerei. Ich verstand zunächst nicht richtig und bat eine Übersetzerin mir zu erklären, was er meinte. Es entstand eine heftige Debatte zwischen uns. Für mich war Schreiben keine elende Schufterei. Für mich war es Leidenschaft, ein großes Glück lag für mich im Tun. Da ich wusste, dass der imposante Mann gern boxte und keinem Streit aus dem Weg ging, befürchtete ich, es könne zu einer körperlichen Auseinandersetzung kommen, denn er wurde sehr heftig. Ich sah schon die Schlagzeilen vor mir: Schriftsteller prügeln sich an der Hotelbar.
Aber dann mischte Graham Greene sich ein und schrieb alles meiner Jugend zu – und ich hätte halt nicht so viele Stunden an der Schreibmaschine verbracht wie sie.
Nun, das alles ist gut 35 Jahre her. Die Welt ist inzwischen eine andere geworden. Aber für mich ist Schreiben immer noch ein großes Privileg. Eine Leidenschaft. Keine elende Schufterei.
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