Und wieder ein Verbot

Klaus-Peter Wolfs erste Gedichte wurden von der Schülerzeitung Janus am Grillo-Gymnasium gedruckt, die wegen eines Artikels über Sexualität damals sofort verboten wurde. Dem Chefredakteur, Bernd Aulich, wurde nahe gelegt, die Schule zu verlassen.

Trotz dieser massiven Zensurmaßnahmen gründete Klaus-Peter Wolf eine eigene, neue Schülerzeitung, die nur er selbst zu verantworten hatte. Wegen ihrer Frechheit war sie schnell überregional gefragt. Einige Ausgaben wurden in mehreren Auflagen gedruckt. Es war eine der wenigen Schülerzeitungen, die Plus machten, sodass er seine Redakteure sogar bezahlen konnte.

Der junge Autor hatte Glück. In seiner Stadt entstand die Literarische Werkstatt Gelsenkirchen. Einige heute prominente Autoren haben dort ihre Wurzeln, z.B. Tatort-Autor Frank Göhre und der Satiriker Michael Klaus, der stellvertretender Präsident des Westdeutschen PEN-Clubs wurde und leider viel zu früh verstarb.

Wen wundert es, dass Klaus-Peter Wolf in der Arbeiterstadt Gelsenkirchen zunächst unter den Einfluss schreibender Bergarbeiter geriet? Josef Büscher, Richard Limpert, Kurt Küther – ihnen verdankt er den scharfen Blick für die Realität, die Hinwendung zu den sozialen Problemen unserer Zeit. Er wurde jüngstes Mitglied im Schriftstellerverband und hatte das Glück, großen Autoren zu begegnen, die ihn ernst nahmen und ihm mit Tipps zur Seite standen, wie Heinrich Böll, Josef Reding, Ingeborg Drewitz, Max von der Grün, Carl Amery und Bernt Engelmann.

Wer mehr über die Literarische Werkstatt und Klaus-Peter Wolfs alte Dichterfreunde und -lehrer wissen will, findet hier alles über die literarischen Anfänge in Gelsenkirchen.

Mit den Arbeitern der Firma Eurovia schrieb er ein Stück über die Schließung ihres Werkes. Was als Straßentheater geplant war, wurde schließlich bei den Ruhrfestspielen uraufgeführt. Die Betroffenen spielten sich selbst. Bereits vor dem Abitur, das er mit grausam schlechtem Durchschnitt bestand, erhielt er zwei Literaturpreise: Den Literaturpreis der Stadt Gelsenkirchen und den ARGUS- Literaturpreis für die beste deutsche Kurzgeschichte. Damals schrieb er bereits hart an der Wirklichkeit recherchierte Geschichten über Außenseiter der Gesellschaft. Über Penner, Sonderschüler und kriminelle Jugendliche.

Schon mit fünfzehn Jahren veranstaltete er auf eigene Faust und später mit anderen Autoren zusammen öffentliche Lesungen. Zu seinen Lesungen erschienen hundertfünfzig, manchmal zweihundert Zuhörer. Es wurde nicht nur vorgelesen, sondern auch heiß diskutiert. Die Tagespresse berichtete darüber. Zunächst lokal, dann auch überregional. Der Autor wurde immer häufiger zu Lesungen eingeladen. Auf so einer Veranstaltung lernte er den damals jungen Verleger Helmut Braun kennen, der auch dem jüdischen Autor Edgar Hilsenrath in Deutschland zum Durchbruch verhalf. Die beiden waren sofort fasziniert voneinander.

Braun druckte Wolfs ersten Kurzgeschichtenband (sein erstes richtiges Buch, nach zahllosen zusammengeschusterten, selbstgeklebten und -gehefteten Ausgaben). Die erste Auflage war nach fünf Monaten vergriffen. Braun startete eine zweite und brachte nacheinander Wolfs ersten Roman und seine ersten Kinderbücher heraus.

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