Wolfgang Körner

Zwar nicht aus Gelsenkirchen, aber doch auf jeder Party dabei war Wolfgang Körner aus Dortmund. Wir hingen eben alle mehr oder weniger zusammen. So verfilmte Rainer Horbelt zwei Drehbücher von Wolfgang Körner fürs Fernsehen. Er war auch bei den Lesungen der LWG ein gern gesehener Gast.

Er schrieb später viele Folgen der Serie „Büro, Büro“, die immer noch mal gerne in den dritten Programmen wiederholt wird. Zwanzig Jahre lang schrieb er in der Fachzeitschrift Buchmarkt eine monatliche Kolumne und machte damit das oft trockene Blatt saftig.

Seine als Sachbücher verpackten Satiren wie „Der einzig wahre Opernführer“, „Der einzig wahre Managerberater“ oder „Der einzig wahre Anlagenberater“ waren Renner.

Als ich blöd genug war, für eine Weile die Geschäftsführung des Literarischen Verlages Braun zu übernehmen, wurde ich auch sein Verleger, worüber er heute noch grinst. Der Roman „Zeit mit Michael“ erschien bei uns und nachdem wir Konkurs waren, druckte erst Fischer das Buch nach, dann Rowohlt. Woran man vielleicht sieht, dass wir nicht irgendwelchen Scheiß gedruckt haben, sondern schon zu den „Literarischen Trüffelschweinen“ zählten und viele Entdeckungen machten, von denen später die großen Häuser profitierten. Zum Beispiel erschien bei uns das Gesamtwerk der Lyrikerin Rose Ausländer, die damals in einem Düsseldorfer Altersheim lebte und vergessen war (später dtv und Fischer).

Beim Literarischen Verlag hat sich viel von der LWG Szene gesammelt. Horbelts „Schigolett“ erschien dort. Gedichte von Hugo Ernst Käufer natürlich und Frank Göhre durfte auch nicht fehlen. Ich selbst brachte dort meine erste Kurzgeschichtensammlung heraus und den Roman Dosenbier und Frikadellen. Nach dem Zusammenbruch des Verlages war der Roman in zig Auflagen bei Rowohlt, im Bertelsmann Lesering und bei der Büchergilde Gutenberg. Hugo Ernst Käufer und H.J. Loskill brachten dort den Sammelband „Sie schreiben in Gelsenkirchen“ heraus in dem sich neben alten Hasen auch viele junge Talente vorstellen konnten.

Nachdem ich Konkurs anmelden musste – und auf mich eine wahrlich schwere Zeit zukam – ist der Kontakt zu den alten Freunden der Literarischen Werkstatt nicht abgebrochen. Manchmal schien es mir, als ob sie die einzigen gewesen wären, die keine Anzeigen gegen mich erstattet hatten oder hinter mir her pfändeten. Wir duzen uns immer noch obwohl ich den Verlag, auf den sie alle so große Hoffnungen gesetzt hatten, gegen die Wand gefahren habe.

Auch daran sieht man vielleicht, dass da untereinander – über alle Unterschiede und Konflikte hinweg – ein freundschaftlicher Geist herrschte.