Detlef Marwig

Detlef war ein großer Nachwuchsförderer und Freund von jungen Autoren. Ich habe von ihm das Kurzgeschichtenschreiben gelernt und weiß noch, wie stolz er war, als meine erste Geschichte veröffentlicht wurde.

Ohne ihn und Arbeiterschriftsteller wie Josef Büscher, Richard Limpert und Kurt Küther hätte ich meinen Weg nicht gemacht. Es gab mal in Gelsenkirchen eine sehr aktive Literaturszene. Dazu gehörten auch heute zu Unrecht vergessene wie die Lyrikerin Liselotte Rauner oder der wundervolle Günther Braun mit seinen klugen Gedichten und der Kriminalschriftsteller Frank Göhre.

Wenn ich mal wieder in einem Deutschaufsatz am Grillo Gymnasium eine Fünf hatte, tröstete Detlef mich und zählte an beiden Händen auf, wie viele gute Autoren schlechte Deutschnoten hatten. Manchmal sagte er:

„Dein Lehrer hat keine Ahnung, er versteht nichts von Dichtung und Poesie.“
Günther Braun gab mir kostenlose Nachhilfestunden in Mathe, damit ich nicht sitzen blieb. Rührend, aber genutzt hat es nicht viel. Wir haben dann doch mehr über Literatur gestritten als Kurven diskutiert. Detlefs Urteil konnte hart sein und scharf. Manchmal schien es mir, als würde er seinen eigenen Erfolg boykottieren.

Als ich die Möglichkeit wahrnehmen wollte, einen Sammelband seiner Kurzgeschichten in einem Verlag unterzubringen, für den ich als Lektor tätig war, fand er sie nicht. Nur ein paar in Zeitungen verstreut veröffentlichte konnte er mir anbieten. Sie konnten nicht mehr verlegt werden. Er hatte sie sozusagen schon selbst verlegt. Ich verneige mich noch heute vor dem Meister der Kurzgeschichte.