Svens Geheimnis

Sven, Swetlana und Julia, zwischen 10 und 12 Jahre alt, sind auf dem besten Wege, eine Karriere als Kriminelle oder Prostituierte zu machen. Swetlana zahlt auf dem Babystrich ihre Schulden bei den „Homeboys“ ab, einer Schulgang, die sich ihre Aufräumarbeiten teuer bezahlen lässt. Einem Liebhaber der Mutter der beiden Mädchen hat die Gang gezeigt, wo es langgeht, wenn er die Schwestern weiterhin sexuell belästigt und Julia, die Jüngere, schirmen sie vor den Drogen feilbietenden „Daimlers“ ab. Als Gegenleistung fordern sie DM 5.000. Sven kassiert für die „Homeboys“ Swetlanas Schulden ein und „bewährt“ sich als professioneller Taschendieb. Alles läuft scheinbar reibungslos, bis er eines Tages eine junge Frau beraubt, die sich am nächsten Morgen ausgerechnet als seine neue Klassenlehrerin vorstellt. Vera Loewe liebt ihren Beruf und glaubt noch an pädagogische Erfolge. Eine Hoffnung, die ihre älteren Kollegen längst aufgegeben haben. Sven vertraut Vera zunächst ebensowenig wie allen anderen Erwachsenen. Doch die couragierte Lehrerin gibt so schnell nicht auf. Am Ende kann sie das System der Gewalt zwar stören, doch die Gang-Bosse bleiben eine Antwort nicht schuldig.

Mit rauhen Action-Szenen und stimmungsvollem Realismus zeichnet Roland Suso Richter die Problemwelten der Schüler zu einem dichten Schulporträt zwischen Gewaltspirale und verlorenen Gefühlen. Aufgrund der authentischen und differenzierten Inszenierung wurde der Film 1996 mit dem Erich-Kästner-Preis für das beste Kinder- und Jugendfernsehprogramm ausgezeichnet. In der Begründung der Jury zur Preisverleihung heißt es: Der Fernsehfilm Svens Geheimnis spielt im Oberhausener Revier. Er handelt nicht in jenen sterilästhetisierten Schauplätzen, die gegenwärtige Fernsehprogramme häufig zur leicht verdaulichen, aber auch etwas faden Schonkost verkommen lassen und den Verdacht auf Realitätsverlust in Redaktionsstuben nähren. Auch die Darsteller sind nicht in einer Modelagentur entliehen. Es sind glaubhafte Charaktere in einer realistischen Geschichte zu sehen – einer Geschichte, die aufrührt, die vielleicht auch das Gespräch zwischen den Generationen anregt und uns alle daran erinnert, dass Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich miteinander verständigen müssen, um nicht in einer gesellschaftlichen Schublade zu verschwinden.

Die Darsteller
Vera Loewe, Richy Müller, Katharina Meinecke, Wolfgang Fischer, Sven Röder, Christoph Erbslöh, Swetlana Wokowitsch, Katharina Schüttler, Julia Wokowitsch Anna Schmidt, Olga Wokowitsch, Daniela Ziegler, Stefan Wittman, Nick Saar, Kurt Rost, Nikolaus Paryla, Gudrun Pause, Ute Cremer, Ernst Münchmeier, Wolf-Dieter Sprenger, u.v.a.

Auszeichnungen
Banff Television Festival 1996
Rocky Award for TV Movie – Kanada
nominiert für den Goldenen Löwen
Erich Kästner Fernsehpreis 1996 für das beste Kinder- und Jugendprogramm
Empfohlen von der Empfehlungskommission Medien der Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesjugendbehörde.

Der Regisseur Roland Suso Richter
Roland Suso Richter wurde 1961 in Marburg geboren, er lebt in München und Hamburg. Nach dem Abitur in Marburg 1980 machte er ein Praktikum bei einer Videoproduktionsfirma, wo er praktische Erfahrungen im Studiobereich sammelte u.a. bei Kamera und Licht. 1981 wurde er als Schauspieler für die Theateraufführung »Die Feuerzangenbowle« in München engagiert und stand zusammen mit Heiner Lauterbach auf der Bühne. 1982 machte er seinen ersten eigenen Kurzfilm mit dem Titel »Überflüssig«.1983 ging er für vier Monate nach New York, wo er u.a. einen Regiekurs am H & B Studio belegte. 1982/83 drehte er seinen ersten Spielfilm, „Kolp“, der im Mai 1985 nach Cannes eingeladen wurde.

Weitere Filme:
„Nur Frauen, kein Leben“, „Auf dem Atlantik“, „Alles Paletti“, „Frohes Fest, Lucie“, „Freunde fürs Leben, “Alles außer Mord“

Gerade hat er die Geschichte um den Bahnerpresser Dagobert abgedreht unter dem Titel „Das Phantom – Jagd nach Dagobert“.

Infos

Sender WDR, 1995
Regie Roland Suso Richter
Redaktion Monika Paetow

Eindrücke:

Pressestimmen: