Vera Bilewskis erster Fall
Eine rechtsradikale Bande macht eine kleine deutsche Provinzstadt unsicher. In der Woche gehen die jungen Männer ihren Berufen nach, aber Samstags, wenn Krieg ist, planen sie den großen Krawall …
Als ein Mord passiert, steht Kommissarin Vera Bilewski vor einem Rätsel: Viele falsche Spuren und eine Gruppe junger Männer, für die Randale der Sinn des Lebens ist.
Verfilmt von Roland Suso Richter mit Heino Ferch und Angelica Domröse in den Hauptrollen.
Einmal im Jahr nimmt der Schriftsteller Klaus-Peter Wolf sich einige Wochen Zeit, um mit Schülern über seine Romane und Filme zu diskutieren. So versucht er den Kontakt zu seinem Publikum zu halten. Klaus-Peter Wolf:
Für mich sind diese Lesereisen sehr wichtig. So sehe ich, ob ich noch nah genug dran bin. Spreche ich noch deren Sprache? Verstehen die mich noch? Was denken die?
In den letzten Jahren hat sich einiges verändert. Das Klima ist aggressiver geworden. 1990 stand ich zum ersten Mal vor einer Schulklasse, in der mehrere uniformierte Schüler saßen. Dabei blieb es nicht. Ich wurde mit „Heil Hitler“ begrüßt und als „Judensau“ beschimpft. Ich erlebte überforderte Lehrer, die vom Ausstieg träumten und nur noch mit Magenschmerzen zur Schule gingen. Ich begann mich auf meinen Lesereisen zunehmend für solche Jugendliche zu interessieren.
Ich fragte mich, wie kommt so viel Hass in diese Kindergesichter. So wird ja wohl kaum jemand geboren. Der Kontakt war schwer. Oft unmöglich, manchmal sehr schweigsam. Aber nicht immer. Einige redeten und wenn der Damm erst einmal gebrochen war, und langsam Vertrauen keimte, wurde hinter den hohlen Sprechen, hinter der zur Schau getragenen Aggressivität das verletzte kleine Kind sichtbar. So fand ich meine Personen: Siggi, Wolf und die anderen Ultras. Ich begann den Roman „Samstags, wenn Krieg ist“.
Gleich nach den ersten Kapiteln spürte ich: Das ist ein Filmstoff. Der SDR signalisierte Interesse und von da an schrieb ich Roman und Film gleichzeitig.
Foto: Wolfgang Weßling
Erstausgabe Hoffmann und Campe, 1994
Umfang 302 Seiten, broschiert
ISBN 3-455-07904-0
Verlag Droemer Knaur, 1995
Umfang 302 Seiten, broschiert
ISBN 3-426-60390-X
Verlag Pendragon, Juli 2009
Umfang 256 Seiten, broschiert
ISBN 3-5961-6667-5
Verlag Pendragon, Dezember 2011
Umfang 256 Seiten, broschiert
ISBN 3-8653-2328-6
Mit einem Nachwort über die seltsamen Erfahrungen mit Buch und Film von Klaus-Peter Wolf
3. Auflage Pendragon, Januar 2012
Umfang 256 Seiten, broschiert
ISBN 978-3-865-3216-71
Mit viel Fingerspitzengefühl hat sich der Schriftsteller dem Thema Faschismus angenähert, dessen Hintergrund und die Umstände ergründet, um die Ereignisse aus Sicht der Täter zu präsentieren. Dabei meidet er kontrastreiche Schwarzweiß-Malerei genauso wie den erhobenen moralischen Zeigefinger. Stattdessen wirft Wolf einen direkten Blick hinter die Fassade und somit in die Köpfe der Protagonisten. Er versucht zu ergründen, wo die Ursache für stumpfe Gewalt zu finden ist. Der Leser ist dadurch den Figuren stets nah. Meist viel näher, als er eigentlich will und ertragen kann. Doch diese Perspektive und Wolfs zielgenaues Einfühlungsvermögen erlauben es uns, trotz gegensätzlicher moralischer und ethischer Ansichten, die Taten der gewalttätigen Protagonisten in gewisser Art und Weise nachvollziehen zu können und zu verstehen. […] Obwohl man von den blutgetränkten Ami-Thrillern einiges gewohnt ist, trifft diese Kälte tiefer, als es jeder Serienkiller könnte, da das hier Beschriebene eben nicht abstrakt, sondern wirklich realistisch ist. Das man den Mörder von Beginn an kennt, ist dank Wolfs zielgerichteter und intensiver Schreibe deshalb auch wenig von Belang und tut der Spannung keinen Abbruch. Im Gegenteil: Mit jeder weiteren Seite steuert die Geschichte auf den unvermeidlichen Showdown zu, nimmt sie durch schnelle Szenenwechsel und immer kürzere Kapitel noch mehr Fahrt auf. Nach knapp 250 Seiten ist dann Feierabend. Die Bilder im Kopf jedoch bleiben, das Gelesene liegt schwer im Magen. […] Eine rasante, knallharte Milieustudie mit messerscharfer Sprache, die nachdenklich macht und weiterhin ihren Weg in deutsche Schulen finden sollte. Kein reiner Krimi, aber ein gutes, ein spannendes und vor allem ein wichtiges Buch.
Stefan Heidsiek, Krimi-Couch.de, Januar 2011Ein aufrüttelndes Buch, spannend und unglaublich gut geschrieben.
Jürgen Kasten, Musenblätter, Literatur-RezensionenBerührt hat mich Klaus-Peter Wolfs Nachwort zu „Samstags, wenn Krieg ist“.
Christian von Zittwitz, Herausgeber der Zeitschrift BuchmarktSie müssen den Inhalt von reCAPTCHA laden, um das Formular abzuschicken. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten mit Drittanbietern ausgetauscht werden.
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